Die Natur und die Stadt

Die Natur und die Stadt

Staffel 3, Episode 15: Überleben in der Stadt: Insekten, die stillen Helfer. Spurensuche auf der Luzerner Allmend mit dem Entomologen Roman Graf; Start: 11.11.2025

Pilze statt Plastik. Ein erstes Pilzmuseum

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Pilze sind unsere unerwarteten Helden im Kampf gegen die Klimakrise! Sie sind nicht nur das intelligente, vernetzte Reich unter unseren Füssen, sondern bieten auch innovative Lösungen: Sie können u.a. ölbasierte Materialien wie Styropor ersetzen und damit aktiv beim Klimawandel helfen. - Dabei sind Pilze weder Pflanze noch Tier, sondern eine eigene Kategorie des Lebens, über die wir noch viel zu wenig wissen. Meine Faszination ist gross – vielleicht weil sie eine ursprüngliche Form der Vernetzung und Intelligenz repräsentieren, die wir als Menschen neu entdecken und kultivieren müssten. Ob als Nahrung, Medizin oder bei der Heilung psychischer Krankheiten, Pilze berühren zentrale Bedürfnisse der Menschheit. Ist es Zufall, dass gerade jetzt in Rio de Janeiro das erste Pilzmuseum entsteht, das "Central dos Cogumelos"? Ausserdem ist Brasilien ein Land mit einer kulturell verwurzelten Pilzkultur. - Zu Gast ist für einmal mein alter Freund Tomi Streiff, der Filmemacher und Co-Initiant dieses einzigartigen Projekts im alten Hafenviertel von Rio. Tomi, ursprünglich aus Basel, lebt mittlerweile mit seiner Frau und Mit-Initiantin Jane in der brasilianischen Metropole. In dieser Folge sprechen wir darüber, warum die Pilzkultur in Brasilien eine besondere Rolle spielt und warum es heute dringender denn je ein Pilzmuseum braucht, um das Potenzial des Pilzreichs sichtbar zu machen.

P.S. Das Pilzmuseum in Rio sucht noch UnterstützerInnen. Den Link dazu findet man hier: ["Central dos Cogumelos“](https://www.youtube.com/watch?v=L9ZBDCUW_B4)

Das grüne Potenzial der Wohngenossenschaften

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Schweizer Wohngenossenschaften wie die Geho in Zürich bieten einen einzigartigen "dritten Weg" des Wohnens: Mieten auf reiner Kostenbasis, ganz ohne Gewinnstreben. Doch Genossenschaften können noch mehr – sie können zu Orten für die Artenvielfalt in der Stadt werden. - In dieser Episode besuche ich den Hofgarten an der Hofwiesenstrasse in Zürich, der Nachhaltigkeit und biodiverse Gartenbewirtschaftung fest in den Statuten verankert hat. Hier haben sich Mieter:innen und Management in einem iterativen Prozess auf einen gemeinsamen Weg geeinigt. Ich spreche mit dem Gärtner Simon Reimann, der das Areal Stück für Stück in eine lebendige, naturnahe Landschaft verwandelt. Doch dieser Wandel ist nicht immer einfach: Wo Asthaufen als wertvolle Biotope entstehen, stösst das auch mal auf Kritik. Der Co-Geschäftsführer Boris Deister berichtet, wie wichtig Kommunikation in diesem Prozess ist und wie der Hofgarten heute als erfolgreiches Beispiel für nachhaltiges Zusammenleben in einer sonst auf Rendite getrimmten Stadt genossen wird. Höre, wie das grosse Potenzial von Wohngenossenschaften genutzt werden kann, um überall in der Schweiz die Artenvielfalt zu fördern und Wohnraum zukunftsfähig zu gestalten.

Mobile Green - mit Bäumen in Töpfen gegen extreme Hitze

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Dürfen wir einen Baum in einen Topf setzen und auf einen öffentlichen Platz stellen? Für viele Naturliebhaber:innen mag das fast eine Gewissensfrage sein. Schliesslich sind Bäume unsere wunderbaren Nachbarn in Parks und Wäldern. Doch in Zeiten des Klimawandels und steigender Temperaturen werden Bäume plötzlich zur lebenswichtigen "grünen Infrastruktur". Weltweit setzen Städte wie Paris, Singapur oder Melbourne auf den Kühleffekt und Schatten von Bäumen – besonders dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden: in engen Strassen oder bei Schulen, wo sich sogenannt vulnerable Gruppen aufhalten. - Oft sehen die Bäume in Holzcontainern in unseren Städten aber traurig aus. Muss man also nicht einfach den Asphalt aufreissen und die Bäume im Boden pflanzen? In dieser Episode spreche ich mit dem passionierten Baumschulisten Sebastian Mühlemann. Er hat eine differenzierte Antwort auf die Frage, was man einem Baum zumuten darf. Sebastian Mühlenmann stellt das innovative System "Mobile Green" vor, das die Bauer Baumschulen in Zusammenarbeit mit zwei Fachhochschulen entwickelt hat. Ein Produkt, das zeigt, dass die grüne Branche nach zukunftsweisenden Lösungen für unsere Städte sucht. - Lassen Sie sich überraschen, wie viel es über Bäume im Topf wissen gibt!

Die Hängenden Gärten von Dietikon

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Wenn die Temperaturen klettern, geraten unsere Städte unter Druck. Es war 33 Grad heiss, als wir uns für diese Episode von "Die Natur und die Stadt" im Limmattal trafen. Doch statt über das Problem zu klagen, haben wir uns ein zukunftsweisendes Demonstrationsprojekt angeschaut: die hängenden Gärten von Dietikon. An einem Veloparkhaus direkt beim Bahnhof wurde ein einzigartiges Experiment gestartet. Das Ziel: die Öffentlichkeit, aber auch Immobilieninvestoren und Behörden zu überzeugen, dass Vertikalbegrünung die Zukunft unserer Städte mit-gestaltet.
Gemeinsam mit Partnern wie der Stadt Dietikon oder der ZHAW hat der Clean Tech Hub unter der Leitung von Alexander Carisch dieses Projekt ins Leben gerufen. Dabei werden drei verschiedene Begrünungssysteme der drei Firmen Gabs, Wildwall und Skygardens auf ihre Effektivität getestet. Das letztgenannte System stammt von Fabian Meiers Firma, die einen natürlichen und "wilden" Ansatz verfolgt hat. Seine Fassadenbegrünung setzt nicht nur auf Ästhetik, sondern auch auf Nutzen: Hier wachsen sogar essbare Pflanzen wie Erdbeeren.
Wie mein Interviewgast Adrian Burri von der ZHAW erklärt, geht es in den Diskussionen heute kaum noch um das Ob der Stadtbegrünung. Die grosse Frage ist nun das Wie. - Diese Episode erzählt davon, wie dieses Projekt den Weg von der Idee zur Realität ebnen will.

Fahrradwege - Schlüssel zu einer grünen Stadt  

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Warum blicken wir neidisch nach Kopenhagen oder Paris, wo die Verkehrswende scheinbar schneller voranschreitet? Auch die Schweiz macht Fortschritte, wenn auch langsamer. Ein positives Beispiel ist der neue Velotunnel unter dem Zürcher Hauptbahnhof, für dessen Fahrradnutzung sich Pro Velo Zürich 14 Jahre lang erfolgreich eingesetzt hat. Demnächst wird es in Zürich und Basel auch sogenannte Vorzugsrouten geben, die 2.5 Meter breit sind! - Doch wie gut sind die bereits existierenden Fahrradwege? Roger Fischer, Initiant der VelObserver App, hat Erstaunliches zu berichten: Behörden haben oft kaum Wissen über die Bedürfnisse von Velofahrer:innen. Wie können sie da velogerecht planen ;). Mit der VelObserver App können Nutzende die Qualität der Velowege bewerten. Die so gesammelten Daten will Fischer den Verkehrsplaner:innen zur Verfügung stellen – eine Chance, die Radverkehrsplanung in Zürich und anderen Städten zu verbessern. Und so nebenher hoffentlich auch zur Begrünung der Strassen beitragen.

Eichhörnchen - Akrobaten in den Bäumen

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Wer hat nicht schon geschmunzelt, wenn er oder sie im Park einem geschäftigen Eichhörnchen begegnet ist, das in akrobatischer Manier Bäume hochklettert oder über Äste springt, die nach unserer Einschätzung eigentlich nicht halten können? Der Basler Kannenfeldpark ist eine solche Beobachtungsstation, da die Dichte an diesen Nagern dort sehr hoch ist. Wir erfreuen uns an ihrem Wildtierleben in der Stadt, doch wissen oft nicht, dass der Grossteil der Eichhörnchen nicht älter wird als ein Jahr, obwohl sie in menschlicher „Obhut“ locker 10-12 Jahre leben könnten. Die Risiken und Feinde dieses Wildtiers sind mannigfaltig und bilden einen starken Kontrast zum "Jöö", mit dem wir ihre Akrobatik gerne kommentieren. - In dieser Episode spreche ich mit Nicole Schnyder, deren Faszination für Eichhörnchen auf ihrem Balkon begann und sie dazu bewog, aktiv zu werden. Sie arbeitet mit der Eichhörnchen-Auffangstation in Freiburg im Breisgau zusammen und hat eine Auswilderungsvoliere in der Nähe von Basel auf deutschem Boden. Lass dich überraschen, wie viel mehr es über die Eichhörnchen zu entdecken gibt, denen wir im Alltag begegnen, ohne uns viele Gedanken zu machen.

Therapiegärten: Wo Gesundheit wächst

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Es ist allgemein bekannt, dass Gärtnern Entspannung und Wohlbefinden fördert. Viele Stadtbewohner*innen weltweit gärtnern aus unterschiedlichen Gründen: zur Selbstversorgung, zur Gestaltung schöner Umgebungen oder zur Förderung der Biodiversität. Doch Gärten können noch mehr: Sie beeinflussen Heilungsprozesse positiv – ob bei der Genesung nach Unfällen oder Krankheiten, bei beginnender Demenz oder in psychiatrischen Einrichtungen. Ich habe in meinen Recherchen für mein Buch über Grüne Städte entdeckt, dass etwa Singapur ein Netz von Therapiegärten oft in Spitalnähe errichtet hat und in ihnen eine Vielfalt von Aktivitäten anbietet. Es gibt auch in der Schweiz viele „Best Practices“ wie etwa in den psychiatrischen Kliniken von Basel oder in Königsfelden oder in der 4. Saison auch das Paraplegie-Zentrum in Nottwil. Der ganz grosse Durchbruch ist im Schweizer Gesundheitswesen jedoch noch nicht gelungen. Darum hier diese Episode mit dem Gespräch mit Grischa Rittinghaus-Seidt und einem Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft Gartentherapie und Gartenagogik (SGGTA), mit Anne Gernhardt. Zu Gast waren wir im Therapiegarten des Paraplegiker-Zentrums in Nottwil, wo wir durch eine Ergotherapeutin begrüsst wurden.

Permakultur als Lebensphilosophie

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An einem regenfreien Morgen im Mai stehe ich mit meinen zwei Interviewpartnerinnen auf dem Gelände der Hardturm-Brache. Seit 2011 wird dieses Stück Land zwischengenutzt. Seit mehr als einem Jahrzehnt also gibt es dort Gärten und spriessen viele andere Initiativen wie ein Mittagstisch oder ein Pizza-Ofen aus dem Boden. Kurz: Es gibt dort im Westen von Zürich ein kunderbuntes Patchwork von Aktivitäten. Die Hardturm-Brache ist auch ein Anschauungsbeispiel für die Permakultur. Darüber spreche ich in dieser Episode mit Tania Schellenberg, einer Umweltwissenschaftlerin und Maria del Pilar Porras, einer Architektin. Ich bin auf die zwei Frauen wegen ihres Kurses gestossen, der Leuten die Permakultur für den städtischen Alltag näher bringen will, unabhängig davon, ob jemand einen Garten besitzt oder nicht. Denn bei der Permakultur geht es nicht „nur“ um regerativen Gemüse- oder Obstanbau, es geht auch um einen Lebensstil. Mit ganz vielen kleinen Dingen, die in (fast) jedem Haushalt anfallen, wie zum Beispiel Kaffeesatz, kann man schon ganz herrliche Dinge tun. In dieser Episode geht es also auch um die Philosophie der Permakultur, ihre Werte, Gestaltungsprinzipien und ethischen Leitsätze. Für mich hielt dieses Gespräch viele Überraschungen bereit.

Die Wildstauden-Gärtnereien werden rar

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Ausgerechnet jetzt, wo der Bedarf nach einheimischen Pflanzen wächst, werden Wildstauden-Gärtnereien seltener. Was passiert da gerade? Denn endlich ist die Nachfrage nach Wildstauden, sprich einheimischen Pflanzenarten, und sogenanntem autochthonem Saatgut gestiegen, da hapert es mit dem Angebot. - Ich habe mit zwei Personen gesprochen, die wissen, was Sache ist. Patricia Willi hat über 35 Jahre lang eine Wildstauden-Gärtnerei in Eschenbach aufgebaut und geleitet. Von den rund 3000 einheimischen Pflanzenarten, die in der Schweiz wachsen, hat sie 500-600 in der Wildnis gesucht, dokumentiert, wo genau sie sie gefunden hat, und in ihrer Gärtnerei kultiviert. Vor vielen Jahren war eine Wildstauden-Gärtnerei als Geschäftsmodell zu wählen noch ein risikobehafteter Entscheid. Heute ist das anders. Kai Pulfer, zuständig für NaturgärtnerInnen bei Bioterra, kann glücklicherweise ein Wachstum der Nachfrage bei biologisch zertifizierten Profis vermelden. Also bei jenen Leuten, die bei den Wildstauden-Gärtnereien einkaufen. Und Kai Pulfer bestätigt auch, dass für Siedlungs- und Begrünungsprojekte in der Agglo und in der Stadt zunehmend einheimische Pflanzen benötigen. Die Ampeln stehen also endlich auf grün, da sollte man nicht mit angezogener Handbremse losfahren müssen… Was dagegen tun?

Über Wildnis (auch in der Stadt) schreiben

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Ziemlich zu Beginn des Gesprächs mit dem Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Jan Röhnert, erzählt er von Novalis, dem grossen Deutschen Romantiker, der das Bild der blauen Blume und die Sehnsucht danach entscheidend geprägt hat. Was ich nicht wusste, war,
dass Novalis u.a. in Leipzig lebte und dass er einem „naturwissenschaftlichen Job“ nachging.
Er trug zur Erschließung der dortigen Braunkohlelagerstätten bei und damit auch dazu, dass sich die Landschaft um Leipzig durch den Kohleabbau auf immer veränderte. Sie wurde schliesslich geflutet, zu einer Seenlandschaft, oder anders ausgedrückt, zu einer Bergbaufolgelandschaft. Auch Jan Röhnert lebt in Leipzig. Er reist mit uns in seinem neuen Buch „Wildnisarbeit. Schreiben, Tun und Nature Writing“ gen Leipzig und in das Herz der Stadt hinein. Hier wird er Zeuge, wie dort ein kleines Stück Wildnis in der Stadt, die Leuschner Brache mehr oder minder verschwindet. Doch wie es der Titel des Buches sagt, beschäftigt sich Jan Röhnert nicht nur mit Brachen und Landschaften, sondern auch damit, was „Nature Writing“ überhaupt ist. Kurz gesagt: Für Jan Röhnert ist dieses Genre, das Schreiben über, mit und durch die Natur, ein literarisches-poetisches-politisches und vor allem auch ein ökologisches Projekt. Denn anders als zu Novalis’ Zeiten ist der Artenschwund und das Verschwinden ganzer Landschaften heute im Echtzeit erlebbar.

Über diesen Podcast

Hallo, ich bin Claudia von „Die Natur und die Stadt“.

Dieser Podcast gibt der Natur in der Stadt durch die vielen Menschen, die sich um sie kümmern, eine Stimme. Wenn möglich, gehe ich mit meinen Interviewpartner*innen vor Ort und lasse sowohl begeisterte Hobbyist*innen wie auch Fachleute und Wissenschaftler*innen zu Wort kommen. Ich beleuchte mit ihnen drei zentrale Fragen:

1. Wie geht es der Natur in der Stadt - auf dem Hintegrund von Klimawandel und Schwund der Artenvielfalt?
2. Welche Ökosystemleistungen erbringt die Natur gegenüber der Stadt und ihren Menschen? Wie können wir sie für uns nutzbar machen?
3. Wie sieht eine zukunftsfähige Beziehung von Natur, Mensch und Stadt aus?

Bitte beachten:Die meisten Episoden sind auf Schweizerdeutsch!

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Finanziert wird der Podcast durch die Ernst Göhner Stiftung und durch meine Eigenleistungen.

von und mit Claudia Acklin

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