Die Natur und die Stadt

Die Natur und die Stadt

Wie gekonnt Schmetterlinge und Wildbienen fördern.

Episode 29 (Staffel 2): Kein Trinkwasser für die Bewässerung von Parks. Daniel Küry über verantwortungsbewusstes Wassermanagement im Basler Margarethenpark. Start: 15.08.2024

Wie gekonnt Schmetterlinge und Wildbienen fördern.

Sicher wissen alle, die sich für die Natur im Siedlungsraum und darüber hinaus interessieren, wie akut die Insekten gefährdet sind. Pro Natura schreibt, das 163 Arten in der Schweiz bereits ausgestorben und dass 40 % akut gefährdet sind. Diese unscheinbaren Wesen sind aber Bestäuber:innen, Futterquelle für andere Tiere, Nützlinge und Rezyklierer. Darum sind viele Menschen bereit, mit ihren Insektenhotels einen Beitrag zu leisten. Nur: Die meisten Wildbienen gehen nicht ins Hotel, sondern nisten im Boden… Zum Glück gibt es Fachleute und sensibilisierte Bürger:innen, die beispielsweise im Verein NIMS, Natur im Siedlungsraum, Förderflächen für Wildbienen und Schmetterlinge eingerichtet haben, diese liebevoll pflegen und weitere Kreise informieren. - Ich war mit Jonas Landolt, einem Umweltwissenschaftler der ETH Zürich und dem Geschäftsleiter von NIMS am Rand des Burghölzli-Waldes in Zürich. Dort gibt es eine beispielhafte Buntbrache, mit der gekonnt Insekten gefördert werden. Mit Erfolg. Was können Leute mir Garten oder Balkon tun? Was können sie erreichen und was nicht? Was müsste sich insgesamt ändern, damit sich die Überlebenschance für gefährdete Insekten-Arten verbessern?

Rare Obstsorten - ein besonderer Genuss

In der Schweiz gibt es rund 2400 Obstsorten. Leider stehen 40 % davon auf der roten Liste. Doch gerade in Zeiten des Klimawandels ist es besonders wichtig, die genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren zu erhalten. Man weiss nie, ob eine alte Apfel- oder Pfirsich-Sorte sich bei mehr Hitze und Trockenheit besser bewährt als eine Standardsorte, die wir im Handel kaufen können. Abgesehen davon, sind rare Obstsorten Zeitzeugen einer Geschichte, die davon handelt, welche Sorten man früher angebaut hat, welche historischen Rezepte oder Verarbeitungsformen entwickelt wurden, welche Personen diese Sorten gepflegt, veredelt, weiterentwickelt und natürlich auch dokumentiert haben. Die Obstsorten-Sammlung der Pro Specie Rara in den Merian Gärten von Basel kann man sich wie einen grossen genetischen Pool vorstellen und einen kulturhistorischen Schatz. - Ich bin mit Gertrud Burger, der Bereichsleiterin Pflanzen von Pro Specie Rara an einem schönen Altweibersommer-Morgen unterwegs. Sie lässt mich von Apfel- und Pfirsich-Sorten kosten, von denen ich noch nie etwas gehört habe. In dieser Episode gibt es viel Wissenswertes zu Veredlungstechniken, der Pflege von Obstbäumen generell und Informationen dazu, wie Interessierte mithelfen können, rare Sorten im eigenen Garten abzusichern.

Hitzeminderung in Zürich - vielschichtig

Für einmal gehen wir in die Vogelperspektive, denn was die Stadt Zürich zur Minderung der Sommerhitze tut, hat besonderes Gewicht. Zürich kommt in der Schweiz einer Metropole am nächsten und die Stadt will gar noch wachsen. Sie hat ihre Hausaufgaben gemacht und verfügt über eine detaillierte Fachplanung Hitzeminderung, die drei Hauptziele verfolgt: „die Überwärmung im gesamten Stadtgebiet vermeiden, vulnerable Stadtgebiete gezielt entlasten und das bestehende Kaltluftsystem der Stadt Zürich erhalten“. Mittels einer Reihe von Handlungsfeldern, -ansätzen und Tools will man den vielschichtigen Problemen zu Leibe rücken, dies nicht nur dem Stadtgrün oder dem Wasser, sondern auch der Volksgesundheit zuliebe. Wenn die Anzahl Tropennächte noch weiter steigt - und das wird sie -, dann belastet dies den menschlichen Körper. - Es gibt bereits viele Vorzeigprojekte wie etwa die Schule Schütze an der Heinrichstrasse, wo wir das Interview aufgenommen haben. In dieser Episode spreche ich mit Christine Bächtiger, mit der Leiterin Raum und Umwelt und Stv. Leiterin Klima- und Umweltstrategie und -Politik des Departements Umwelt- und Gesundheitsschutz der Stadt Zürich.

Wald und Holz als CO2-Senken: Eine Diskussion

Gesellschaft und Politik befassen sich heute mit hoher Dringlichkeit mit der Klimaerwärmung und die Wälder spielen dabei eine wichtige Rolle. Als müssten sie nicht schon genug leisten: Sie liefern Bau- und Energieholz. Sie produzieren Sauerstoff und filtern das Wasser, das wir später trinken. Sie stellen den Lebensraum für möglichst viele Arten zur Verfügung und sollen helfen, diese zu erhalten und zu fördern. Und die Wälder dienen als Erholungsraum für gestresste Menschen, Spaziergänger oder Sportler:innen. Das Pariser Abkommen verlangt jedoch von allen Unterzeichner:innen,  dass sie CO2-neutral werden. Darum müssen Wälder oder verbautes Holz auch als Senken fungieren. In den Politiken und Waldstrategien von Bund, Kantonen und Gemeinden, im CO2- oder im Klimaschutzgesetz schreibt man dem Wald neu eine zusätzliche Rolle zu: CO2 S-peichern, S-equestrieren oder mit Holz andere Baustoffe wie Eisen oder Beton S-ubstituieren. Das geht nicht ganz ohne Diskussionen rund um die Effektivität und Effizienz dieser drei S. - Darüber habe ich mit Evelyn Coleman-Brantschen gesprochen, einer Forstingenieurin und Spezialistin für Waldpolitik bei der HAFL, der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften. - Es war ein schönes und rundes Gespräch am Waldrand des Spiezerbergs mit direktem Blick auf den Thunersee.

Die Bedeutung der Quellen und der Wasserversorgung insgesamt

In den Städten und im Mittelland sind natürliche Quelle selten geworden. Es gibt sie eher noch in den Bergen oder in den Wäldern, aber ihre Zahl ist in intensiv genutzten Regionen mit Landwirtschaft, Verkehr und Siedlungen auf 10% der vormaligen Anzahl zusammengeschrumpft. 40% unseres Trinkwassers stammt noch von Quellen, die gespeist werden durch das Grundwasser im Boden. Aber die Tendenz ist abnehmend, denn viele Quellen schütten weniger Wasser als früher. - Wie entstand diese Situation, die sich nun mit dem Klimawandel und seinem Extremwetter wie Starkregen, Überschwemmungen und Trockenheit gerade verschärft? Kann man Quellen regenerieren? Welche Ansätze gibt es, um die Wasserversorgung in Zeiten des Klimawandels sicherzustellen? Und wie stets: Was können die Bürger:innen dieses Landes tun? - Im Gespräch mit dem Basler Biologen und Inhaber der Firma Life Science Daniel Küry loten wir diese Fragen aus. Küry ist auch Experte beim Bundesamt für Umwelt, das zur Zeit die Quellen in der Schweiz kartographiert und inventarisiert, um damit ein Instrument in der Hand zu haben, die Quellen besser zu schützen. Zu Beginn des Gesprächs geht es natürlich zuerst um die Frage, was Quellen den so besonders macht.

Schamanismus-Wissenschaft. Zwei Perspektiven auf die Natur

Wann genau Menschen schamanische Rituale zu praktizieren begannen, ist unklar. Entsprechend gross ist der Entstehungszeitraum bemessen - zwischen 40.000 - 10.000 Jahren v. Chr.. Es scheint jedoch nachgewiesen zu sein, dass der Schamanismus seinen Ursprung in der sibirischen Region hatte und sich von dort weithin verbreitete, z.B. nach Asien, nach Amerika, nach Europa usw. Die Praktiken ähneln sich, die Vorstellungen von einer Ober- und Unterwelt oder von Naturgeistern ebenfalls. Der Schamanismus wurde jedoch überall auf der Welt durch neue religiöse Konzepte bedrängt und im Westen hat ihm mit der Aufklärung wissenschaftliches Denken den Rang abgelaufen. Im Zug dieser Umwälzungen kam der Schamanismus gar in Verruf, altmodisch und abergläubisch zu sein. Heute entdeckt man im Rahmen von Ökophilosophien und konkret auch für die nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen durch indigene Völker deren schamanische Praktiken neu. - Meine Kollegin, die Podcasterin und Autorin Madlen Ziege kann mit beiden Perspektiven auf die Natur etwas anfangen. Als promovierte Evolutionsbiologin spielt sie kompetent auf der wissenschaftlichen Klaviatur. Doch sie ist auch eine schamanisch Praktizierende und kann deshalb beide Perspektiven für ihre Liebe zur Natur verbinden. Ein super spannendes Gespräch, das sich zwischen zwei Welten bewegt, und Lust macht, den Schamanismus besser kennenzulernen.

Biotop - Hotspot der Artenvielfalt im und am Wasser

In dieser Episode geht es darum, wie man mit künstlich angelegten Feuchtbiotopen gezielt Arten fördern kann. Das rund 30 Jahre alte Gebiet mit zwei Biotopen, nahe einer Autobahnkreuzung und oberhalb der Aare in Muri, und das umliegende Areal mit vielen unterschiedlichen Kleinstrukturen haben über die Jahre Pflanzen, Vögel, Amphibien oder Repitilien angelockt. An einem kühlen  Morgen im Mai stehe ich mit dem pensionierten Landschaftsgärtner Martin Müller vor einem von zwei Biotopen, das er aufgebaut und wesentlich geprägt hat und heute noch betreut. Engagiert erzählt er von diesen Lebensraum und wie in der Vergangenheit ähnliche Biotope im nahen Siedlungsgebiet zerstört wurden. Martin Müller ist Teil des Natur- und Vogelschutzvereins Muri-Gümgligen-Rüfenacht MuGüRü, der schon seit rund 60 Jahren mit verschiedenen Aktivitäten zum Artenschutz in der Region beiträgt. Das Biotop ist ein Vorbild, will sensibilisieren und Mut machen, ähnliches auch anderswo zu versuchen. So geht man dabei am besten vor...

Die Sense in der Stadt

Ich gehöre einer Generation an, die in den Ferien Bauern und Bäuerinnen noch beim Mähen mit der Sense und dem Heuen mit dem Rechen zusehen konnte. Einmal drückte mir ein Landwirt seine Sense in die Hand, führte mich kurz ein und überliess mich dann mir selbst… Als mich Alfred Wittwer kontaktierte und er mir davon erzählte, dass er im Seeland einen Kurs gibt zum Sensenmähen, wohlgemerkt nicht für die weiten Felder, sondern in städtischen Gärten, war ich etwas erstaunt. Ist das Nostalgie? Oder einfach ein wenig verrückt? Im Gespräch mit dem Umweltnaturwissenschaftler wurde bald klar, dass er viele gute Gründe für die Sense in der Stadt hat. - Im Frühjahr, als die ersten Rasenmäher in den Bieler Gärten aufzuheulen begannen, demonstrierte er auf wenigen Quadratmetern, wie man richtig mit der Sense mäht, wie man sie behandelt und unterhält. - Das Gespräch mit Alfred Wittwer handelt von den Vorteilen einer Tätigkeit mit Tradition, die am Ende der Biodiversität in der Stadt und nicht zuletzt auch der Fitness des Mähenden zugute kommt.

Ernährung ist der Schlüssel (zu vielem)

Eine gute Ernährung ist neben Schlaf und Bewegung nicht nur der Schlüssel zu unserer Gesundheit. Jede/r Einzelne hat mit seinen/ihren Kaufentscheiden Einfluss auf eine mehr oder minder nachhaltige Landwirtschaft und gesunde Umwelt. Im Moment läuft in dieser Hinsicht vieles schief in der Schweiz. Die industrielle Fleischproduktion versorgt die Bevölkerung nicht nur mit Fleisch aus zumeist unnachhaltiger Tierhaltung. Es wird auch zu viel davon produziert, was Auswirkungen auf die Menge von Mist und Gülle hat, die auf Feldern, Wäldern, in Gewässern und schliesslich im Trinkwasser landet. Auf vielen Landwirtschaftsflächen werden heute Futtermittel für die Viehzucht anstatt Gemüse, Hülsenfrüchte oder Getreide für die Bevölkerung angebaut. Ausserdem importieren wir zusätzliches Kraftfutter und sind auch deshalb zu 50 Prozent vom Ausland abhängig. - In dieser Episode unterhalte ich mich mit einer besonderen Frau. Franziska Herren steckte hinter der Trinkwasser-Initiative. Und obwohl diese vom Volk vor einigen Jahren abgelehnt wurde, lanciert sie nun eine Initiative für eine sichere Ernährung. In Solothurn, nahe der Aare, spreche ich mit ihr über ihren Steilpass an Politik und Bevölkerung.

Allschwiler Wald - wie die Ansprüche balancieren

Während der Corona-Zeit wurde der Allschwiler Wald nahe der Grenze zum Stadtkanton Basel förmlich mit Besuchern und Besucherinnen überschwemmt. Man könnte dies einen Stresstest nennen. Doch auch sonst gibt es eine stattliche Zahl von Anspruchsgruppen, die den Wald für verschiedene Aktivitäten nutzen: die SpaziergängerInnen, die HündelerInnen, die JoggerInnen, die BikerInnen, die ReiterInnen, Kinder verschiedener Altersgruppen, die Familien… Dass es da Nutzungskonflikte geben kann, liegt auf der Hand. Ich möchte hier aber deutlich sagen, dass es eine weitere Reibungsfläche gibt. Es muss noch mehr um die Bedürfnisse des Waldes selbst und seine Lebensgemeinschaften aus Pflanzen und Tieren gehen, wenn ihnen so viele Menschen zu Leibe rücken. Wie man die vielen Ansprüche balanciert, darüber sprechen in dieser Folge der Revierförster Markus Lack aus Binningen und die Rangerin Florine Leuthardt aus Allschwil. Denn die beiden Baselbieter Gemeinden unterstützen hier (auch materiell) die Erholung-Suchenden des Stadtkantons Basel.