Die Natur und die Stadt

Die Natur und die Stadt

Hand aufs Herz: Wie hältst Du es mit der Nachhaltigkeit

Episode 25 (Staffel 2): Wild- und Heilkräuter in der Stadt. Mit Sarah Zehnder, Phytotherapeutin und Kursleiterin von Grünkraft Pflanzenkurse am Zürcher Platzspitz. Start: 2.05.2024

Hand aufs Herz: Wie hältst Du es mit der Nachhaltigkeit

Wir wissen alle, dass ein nachhaltiger Lebensstil und das nachhaltige Wirtschaften zentrale Anforderungen einer durch den Klimawandel und den Verlust der Artenvielfalt komplex gewordenen Welt sind. Überall werden diese Themen verhandelt: in der Politik, in den Medien, auf der Verwaltungsetage grosser und kleiner Unternehmen und letztlich auch am Familientisch. Die Dilemmata sind vielfältig, die Informationsangebote sind weitläufig, um nicht zu sagen überfordernd. Wie finden Menschen und Firmen unter diesen Umständen zu jenen Massnahmen, die für sie umsetzbar und sinnvoll sind? - In dieser Episode erzählt die Beraterin und Podcasterin Christine Abbühl, die die Firma Urpunkt führt, über Erfahrungen und Schlussfolgerungen. Sie berät gleichermassen Einzelpersonen und Firmen, wie sie die Herausforderungen eines nachhaltigen Lebensstil und nachhaltigen Wirtschaftens meistern können. Dabei wendet sie unter anderem die Prinzipien der Gemeinwohl Ökonomie an, einer Bewegung, die auch in der Schweiz Fuss gefasst hat. Abbühls Ziel - Nachhaltigkeit mit Leichtigkeit zu verbinden.

Endlich: Ein Klimaschutzgesetz für die Schweiz

Ursprünglich hiess sie Gletscherinitiative. Viele können sich vielleicht an die farbigen Fahnen erinnern, die von Balkonen und Fenstern flatterten. 2019 als Volksinitiative lanciert beabsichtigte die Gletscherinitiative, das Netto-Null-Ziel bis 2050 in der Bundesverfassung zu verankern. 2021 hat eine Kommission des Parlaments darauf basierend einen indirekten Gegenentwurf entwickelt, der als Rahmengesetz eine Rechtsgrundlage für verschiedene Zielsetzungen zum Klimaschutz liefern soll. Dieser indirekte Gegenvorschlag nahm alle Hürden. Eine Partei-übergreifende Koalition sorgte dafür und das Initiativkommitte zog seine Gletscherinitiative vorläufig zurück. Nur die SVP spuckte in die Suppe. Sie hat das Referendum gegen das Gesetz ergriffen und damit kommt das neue Klimaschutzgesetz vors Volk. Diese Entwicklung weckt unangenehnme Erinnerungen an die Ablehnung des CO2-Gesetzes im 2021. - Was das Klimaschutzgesetz genau beinhaltet, darüber spreche ich in dieser Episode mit Sophie Fürst, der Co-Kampagnenleiterin und Geschäftsführerin des Vereins Klimaschutz Schweiz. Sie erzählt auch, wie sie sich einen Abstimmungskampf vorstellt, der an der Urne erfolgreich sein wird.

Der Wald ist Klimaschützer

Der Wald in Deutschland ist im eigentlichen Sinn des Wortes eine grosse Sache. 11.4 Millionen Hektare Wald bedecken die Fläche des Landes. Aber leider sind 5 % davon geschädigt oder kaputt. Wiederaufforstung, aber auch eine nachhaltige, auf die Klimakrise ausgerichtete Waldbewirtschaftung tun not. Nochmals einige Zahlen, um darzustellen wie gewichtig die Waldfrage in Deutschland ist: In der Waldbewirtschaftung sind ähnlich viele Menschen beschäftigt wie in der gesamten Automobilindustrie. Im Cluster Forst und Holz werden jährlich 180 Mrd. Euro Umsatz generiert, die Bruttowertschöpfung lag 2018 bei rund 58 Mrd. Euro. - Ich habe mit Irene Seling von der AGDW über die Waldkrise gesprochen. Sie vertritt die Deutschen Waldeigentümer in einer Reihe von wichtigen politischen Debatten. Rund zwei Drittel der Waldeigentümer*innen sind in der AGDW organisiert, sowohl private wie auch kommunale Akteure. Neben Informationen brauchen Waldeigentümer*innen angepasste Förderinstrumente, denn der Wald ist Klimaschützer… Irene Seling spricht über Themen wie: Wie sieht die Zukunft des Waldes aus? Was tun die privaten Waldeigentümer*innen, die sich übrigens nicht so sehr von den schweizerischen unterscheiden? Was funktionieren die Finanzierungsmodelle, etwa die Kompensationen der grossen CO2-Emittenten? Warum müssten die Kompensationszahlungen an die an die Eigentümer*innen weitergeleitet werden?

Der Wald im Familienbesitz

Man stelle sich vor: Eine Frau und ein Mann, beide Einzelkinder, heiraten und habe acht Kinder. Gelebt haben sie in Bidermatten, im Walliser Saastal. Über die Jahre hat die Familie mehr und mehr Waldbesitz aufgebaut. Als ich mit zwei der Kinder dieser Familie, mit Alice Kalbermatter und Daniel Zurbriggen, spreche, besitzen noch fünf davon eine grössere Zahl von Waldparzellen. Einmal im Jahr kommen sie für einen Tag zusammen und arbeiten im Wald. Das ist eine nicht ganz gewöhnliche Geschichte, aber in einigen Punkten gleicht sie anderen ähnlichen in der Schweiz: Viele private Waldeigentümer*innen haben eine emotionale Beziehung zu ihrem Wald und der einzelne Wald ist oft klein, durch Erbfolge und andere Faktoren zerstückelt. In der Schweiz sind 30% der Wälder im Privatbesitz von rund 245’000 Eigentümer*innen. Und es ist gut dokumentiert, wie und mit welcher Intention sie ihre Wälder bewirtschaften - oder auch nicht. Diese Episode gibt einen Einblick in die Erfahrungen und Meinungen von Alice Kalbermatter und Daniel Zurbriggen und sie ist gleichzeitig der Auftakt zu einer mehrteiligen Serie innerhalb von „Die Natur und die Stadt“ zur Schweizer Wald- und Holzwirtschaft.

Natur und Stadt hat nicht an Dringlichkeit verloren

Rund zwei Jahre nach dem Start von „Die Natur und die Stadt“ habe ich 35 Episoden veröffentlicht. Leider ist nicht nur kein Ende der Themen rund um die Stadtnatur in Sicht, sondern sie haben auch nicht an Dringlichkeit verloren.  Die Folge zum Staffelende bildet eine kleine Zäsur mit einem bunten Strauss von Meinungen: Das Staffelende wollte ich mit meinen bisherigen Gesprächspartner*innen feiern und habe sie deshalb zu einem Apéro eingeladen. Rund ein Dutzend ist gekommen und ich habe gleich in Gruppen von eins bis drei Personen diskutiert. Entstanden sind kurze Einschätzungen aus ihrer jeweiligen Fachperspektive zu Fragen wie: Was steht mehr Biodiversität, Tierrechten oder Massnahmen im städtischen Umfeld noch immer im Weg? Wo müsste man ansetzen? Und wie weitermachen? Mit von der Partie waren: Hans Staub (Bienen), Toni Fankhauser (Saatkrähen), Stefan Müller (Inselpark), Andreas Schild (Naturgarten), Eva Wüthrich (Neophyten) , Walter Glauser (Friedhöfe), Christine Künzli (Tierrechte und Katzen), Daniel Hauri (vertikale Gärten), Sabine Mannes (ehemals Nachhaltigkeit bei der Inselgruppe, neu Koordination Klimaanpassung bei Stadtgrün Bern), Martin Stuber (Commons bzw. Bürgergemeinden) und Sabine Tschäppeler (Fachstelle Natur und Ökologie der Stadt Bern). - Ab Dezember 2022 geht es nahtlos weiter mit der 2. Staffel, mit einem erweiterten Themenkreis des Podcast „Die Natur und die Stadt“.

Kompostieren fördert die Biodiversität

Kompostieren - das ist nun wohl die selbstverständlichste Sache der Welt. Mitnichten, habe ich im Gespräch mit Edith Egli, Basler Kompostberaterin und mit den zwei Initiant*innen eines Komposts im Basler Gundeliquartier, Benita Janisch und Alain Aubert gemerkt. Es gibt noch immer viele Vorurteile. Und die Kompostberaterin weiss etwa zu berichten, dass es in ihrer 30-jährigen Erfahrung Auf und Ab ging. So hat etwa die Einführung der Grüntonne nicht nur positive Auswirkungen gehabt. Seither kompostieren weniger Leute also früher. Und wenn Quartierkompostplätze schliessen müssen, dann verschwinden damit auch gleichsam die „Dorfbrunnen“, bei denen man sich für einen Schwatz getroffen hat… Andererseits ist man heute wieder sensibler für Aspekte der Kreislaufwirtschaft geworden. Wer trotz Hinterhof mit spärlichem Grün dort kompostiert, kommt bald einmal auf die Idee, den selbst produzierten Humus auch in einem Beet oder in Pflanzenkübeln ausbringen zu wollen. Kompostieren trägt so zur Biodiversität bei. Neben derartigen Erörterungen hören Sie in dieser Episode aber auch viel über das sogenannte Basler Kompostmodell und die technischen Aspekte des Kompostierens.

Schwammstadt: mit durchlässigen Oberflächen gegen starken Regen

Für diese Episode durfte ich einen Ort besuchen, den die wenigsten je sehen, das Regenüberlaufbecken Morillon in der Gemeinde Köniz. Es liegt unter der Oberfläche der Stadt und hat wichtige regulierende Aufgaben, vor allem wenn es in kurzer Zeit viel regnet. Starkregen gehört zu den extremen Wetterlagen, wie sie mit dem Klimawandel häufiger werden. Die sogenannten Regenüberlaufbecken, die die grossen Wassermengen im Extremfall teilweise auffangen, teilweise weiterleiten, sind zusammen mit dem Kanalsystem unter der Stadt Teil der Siedlungsentwässerung. Diese ist aber noch aus andern Gründen wichtig für eine Stadt: Sie führt das Wasser, in dem sich Abwasser aus den Haushalten und Regenwasser mischen, den Kläranlagen zu. Denn 162 Liter pro Tag verbraucht ein durchschnittlicher Haushalt, nur 25 Liter davon werden getrunken oder in der Küche verbraucht. Ohne Kanalisation und Kläranlagen wären wir alle gefährdet, uns mit Cholera oder Typhus oder Kinderlähmung anzustecken. - In dieser Episode mit Urs Ammann, dem Leiter Siedlungsentwässerung und Gewässerschutz der Gemeinde Köniz, und mit Max Hurni, einem Umweltingenieur des Ingenieurbüros Holinger in Bern geht es vor allem darum, wie wir mit dem Regenwasser umgehen. Dazu ist unlängst ein Bericht des Bundesamts für Umwelt BAFU zum Konzept und zu Massnahmen der sogenannten Schwammstadt herausgekommen.

Permakultur im Gemeinschaftsgarten: Experimentieren, lernen und geniessen

Die Elfenau ist ein ehemaliges Bernisches Landgut mit historischen Gebäuden, einer gartenhistorisch wertvollen Parkanlage und einer zauberhaften Atmosphäre. Seit einigen Jahren gibt es dort auch einen Gemeinschaftsgarten für die Quartierbevölkerung, der ebenso speziell ist wie die Elfenau selbst. Wer daran vorbei spaziert, wird den Garten vielleicht nicht einmal bemerken, denn er sieht nicht wie ein klassischer Nutzgarten aus, in dem Gemüse und Kräuter fein säuberlich in Reih und Glied angepflanzt wurden. Besonders am Hostet Elfenau ist vielmehr eine andere Gartenphilosophie, die informelle Organisationskultur der GärtnerInnen und der sichtliche Spass, den sie bei gemeinsamen Arbeiten und Ernten ihrer Produkte haben. Hier wird sogenannte Permakultur umgesetzt und beim Ausprobieren gleich noch über Ernährung und unsere (un-nachhaltigen) Ernährungssysteme nachgedacht. Über das Hostet Elfenau als Modell für eine neue Agglo-Landwirtschaft diskutieren Ueli Scheuermeier (Agronom), Christina Stäubli (Pensionistin), Michelle Weber (Designerin) und Regula Leuenberger (Gesundheitsfachfrau).

Aufbruch naturwärts - für die Entsiegelung der Städte und mehr Naturgärten

Im Gespräch mit dem Landschaftsgärtner Andreas Schild höre ich eine interessante Zahl: Wenn 10% der Schweizer Gärten mit einheimischen Stauden oder Blumen bepflanzt wären, dann würde der Effekt für die Biodiversität spürbar sein. Im Moment existieren nur 5% Naturgärten, das sind 5% zu wenig. Doch mit einem erneuten Aufbruch naturwärts scheint mir dieses Ziel erreichbar - wenn die privaten und die grösseren Immobilienbesitzer*innen umdenken. - Andreas Schild ist ein Pionier des Naturgartens. Er hat vor rund 40 Jahren mit Kolleg*innen einen Verein dafür gegründet und damit auch ein wenig an der grünen Branche gerüttelt. Im Juni 1996 haben er und seine Kolleg*innen gar auf dem Bundesplatz die Aktion „Aufbruch naturwärts“ durchgeführt, um die Parlamentarier*innen für das Absinken der Grundwasserspiegels zu sensibilisieren. In einer versiegelten Stadt gelangt der Regen nicht dorthin, wo er gebraucht wird, nämlich bis an die Wurzeln der Pflanzen. Die Naturgärtner*innen hatten auf dem Bundesplatz Kies aufgeschüttet, einheimische Stauden gepflanzt und Politiker*innen eine Wegwarte in die Hand gedrückt. Auch 26 Jahre danach gibt es noch viel zu tun und Denkmuster aufzubrechen. Andreas Schild ist Optimist, für ihn ist noch immer fünf vor Zwölfi.

Wald, Feld und Boden - kollektive Nutzung als Schweizer Spezialität

Nun ja, man kann nicht einfach sagen: Wer hat’s erfunden? - Die Schweizerinnen und Schweizer. Aber die renommierte Nobelpreisträgerin Lina Ostrom  kam extra in unser Land, um die kollektive Gestaltung und Nutzung von Naturressourcen wie  Wald, Feld und Boden zu erforschen. Irgendetwas haben wir richtig gemacht. In der Schweiz besitzen Bürger- oder Burgergemeinden seit Jahrhunderten Wälder, Felder und Boden und „managen“ diese auch. Martin Stuber, der sich unter anderem auf Umweltgeschichte spezialisiert hat, erzählt, wie geschickt die Bürgergemeinden noch während des Ancien Régime und danach, nach der Helvetik und der Gründung der Schweiz, operiert haben. Sie regelten, wer welchen Zugang zu diesen Naturressourcen hatte. Die „Commons“ auf Englisch oder die Allmend, das Gemeingut auf Deutsch und ihre Bürgergemeinden haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Eine, die nach wie vor bewegt und inspiriert. - Diese Episode beschäftigt sich für einmal nicht direkt mit der Natur, sondern mit jenen Organisationen, die Teile davon verwaltet haben. Wir diskutieren Fragen wie: Sind die Bürgergemeinden eine Organisationsform mit Zukunftspotential? Wie können sie es mit der Klimajungend? Oder den aktuellen Herausforderungen der Energie-Transition oder des Klimawandels?