Die Natur und die Stadt

Die Natur und die Stadt

Chur ist anders

Episode 35 (Staffel 2): Glühwürmchen - oder wie man die Artenvielfalt am Waldrand fördert. Mit Philipp Egloff, dem Co-Abteilungsleiter Forst der Burgergemeinde Bern, am Gurten bei Kehrsatz. Start: 28.11.2024

Chur ist anders

Chur ist die älteste Stadt der Schweiz. Doch sie ist auch aus andern Gründen anders: Sie liegt auf rund 600 Metern, die eingemeindeten Orte Maladers oder Haldenstein sind schon bedeutend höher angesiedelt und der höchste Gipfel auf Stadtgebiet liegt auf 2805 Metern. Chur besitzt Wälder, aber auch Alpweiden und Maiensässe, nicht weit entfernt in Arosa. Auf Stadtgebiet leben mehr als 1000 Stück Vieh, Chur stellt seinen eigenen Käse her… Eine Alpenstadt ist notgedrungenermassen anders. Sie ist wegen der umliegenden Hänge schutzbedürftig. Die Wälder um sie herum erfüllen also eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Doch auch wenn Chur anders ist, sind viele Probleme dieselben wie in Schaffhausen, Luzern oder Solothurn. Es wird durch den Klimawandel wärmer und trockener. - In dieser Episode hören wir von Urs Tischhauser und Toni Jäger, dass die Bedürfnisse der Stadtnatur andere sind als diejenigen der Wälder; dass das Tempo des Klimawandels alle unter Druck setzt; dass die Verjüngung der Wälder auch wegen des Wildverbisses schwierig ist. Und dass es viel Wild im Wald hat, weil wir auch die Berge als Sport- und Tourismusdestinationen (über-)nutzen. Wie sagt man so schön: Es ist kompliziert.

Kleine Säugetiere - ein Leben am Limit

Kleine Säugetiere gibt es fast überall in der Schweiz: insgesamt sind es 34 Arten. Das sind Mäuse, Schläfer, Maulwürfe oder Eichhörnchen… Doch ob auf dem Land, in Uferlandschaften oder im Siedlungsgebiet, sie fast unsichtbar. Der Experte Adrian Dietrich gibt unumwunden zu, dass er noch nie eine Haselmaus gesehen hat, obwohl sie mit ihren grossen Knopfaugen in fast jedem Kindertierbuch auftaucht. Man teilt die kleinen Säugetiere in Insekten- und die Nussfresser ein. Sie wiegen im allgemeinen nicht mehr als 200 g, oft auch weniger, wie die Etruskermaus mit 2 g. Und diese Tiere haben verschiedene „Super Powers“: einige schrumpfen für den Winterschlaf und wachsen im Frühling wieder, andere essen täglich so viel wie ihr eigenes Körpergewicht, und wieder andere schlafen selbst nachts nur wenig, weil sie stets auf Futtersuche sind… Was heisst es, am Limit zu leben?

Gärtnern als lokale Wertschöpfung

Bis vor kurzem standen die zwei Gewächshäuser in Saas im Prättigau leer, schlimmer noch, sie waren zu Müllhalden verkommen. Dies bis der Unternehmer Hans-Martin Heierling in ihnen das Potential für die Lösung eines Problems erkannte: Eben waren wegen Corona Lieferketten ins Stottern geraten. Auf dem Land sei man, so Urs Beck, Gründer des SinnAteliers in Sargans, hellhöriger als in der lauten Stadt. Heierling erwarb die Gewächshäuser und begann Gemüse zu produzieren - für rund 40 Abonnenten und einen Bioladen in Davos. Es ging ihm nicht darum, viel Geld zu verdienen, sondern für Nahrungssicherheit zu sorgen, in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten zu lernen und ein Exempel zu statuieren - für die Bevölkerung, für die Politik und die Wirtschaft (und die Honoratioren im nahen WEF). In Urs Beck fand er einen ideal Partner, mit seiner Hilfe soll das Leuchtturm-Projekt für alle Bildungsstufen zum Lernerlebnis werden.

Saatkrähen - die Stadt der Vögel

Krähen und Raben gelten als intelligente Vögel. Wir kennen sie aus den Märchen, auch dort sind sie schlau, sind verwunschene Menschen und können sich unter bestimmten Bedingungen wieder zurückverwandeln. Krähen und Raben können polarisieren, besonders jene, die in den Städten leben. Obwohl sie ornithologisch in die Gruppe der Singvögel gehören, hat ihr „Kraaah“ oder „ Krah“ nicht auf alle Menschen die gleiche Wirkung wie etwa der melodiöse Gesang der Amsel. Dennoch sind Saatkrähen und Rabenkrähen gerne in der Stadt . Weshalb kann man in dieser Episode auch erfahren. Was hat es mit den Irritationen der Stadtbewohner und mit den Gerüchten über die Vögel auf sich? - In dieser Episode entwirft der Biologe und Primarlehrer Toni Fankhauser ein differenziertes Bild der Saatkrähen. Das sind jene rabenartigen Vögel, die einen hellen Schnabel haben und eher bläuliche Federn und die ihre Nester gerne hoch oben in Gruppen in den Platanen bauen. Aus Toni Fankhausers Erzählung entsteht das Bild einer Vogelart, die äusserst sozial interagiert, die fast schon wie in einer Stadt der Vögel lebt. Denn was sind Städte anderes als dichte gedrängte Gruppen von Wesen, die um eine gute Gemeinschaft ringen…

Urban Gardening für Anfänger*innen

Als ich vor kurzem durch die Stadt spazierte, sah ich in einem Designer Markt eine schön gestaltete Kartonbox mit Saatgut… Was haben hier Samen zu suchen? fragte ich mich, aber ich dachte nicht weiter darüber nach. Einige Wochen später hörte ich von meiner Kollegin, dass eine Industriedesignerin eine Firma mit Namen Urban Roots. Ich lernte Scarlet Allenspach bei einem Interview in einem kleinen Laden im St. Johannquartier in Basel kennen. Mit ihrer Firma und einem Netzwerk von Kollegen und Mitarbeiterinnen will sie vor allem jene Menschen erreichen und unterstützen, die gärtnerisch noch ganz am Anfang stehen. Denn Balkone können je nach Ausrichtung und Besonnung ausser Geranien auch Oasen für allerlei Essbares werden. Und: Balkone haben gegenüber von Gärten gewisse Vorteile.

Mehr vertikale Gärten - jetzt!

Wir kennen alle die romantisch durch Efeu oder Reben verwachsenen Schlösser oder Bauernhäuser auf dem Land. Vor rund 20 Jahren haben visionäre Botaniker wie Patrick Blanc in Paris oder später avangardistische Architekten wie Herzog & DeMeuron mit dem Caixa Forum in Madrid vertikales Grün auch in die Städte gebracht. Doch Grünfassaden in den Städten sind nicht nur ein ästhetisches Erlebnis oder ein Modetrend, sie bieten auch handfeste Vorteile für das Klima in der Stadt, für die Häuser selbst , für ihre Bewohner*innen und für die Biodiversität. - Mit dieser Episode bin ich mit Daniel Hauri, einem Spezialisten für vertikale Gärten in der Stadtgärtnerei Zürich unterwegs, wo vor einigen Jahren eine Freiluftausstellung eingerichtet wurde. Man kann vier verschiedene Systeme besichtigen, die alle leicht andere Vorteile haben.

Von Stubentigern und Streunern. Über die Sonnen- und Schattenseiten

In der Schweiz leben rund 1.7 Mio. Katzen. Genau wissen wir dies nicht, diese Zahl ist eine Schätzung des Tierfutterhandels. Auch nicht präzise zu fassen, ist die Anzahl der Streunerkatzen, denn in der Schweiz müssen Katzen nicht registriert bzw. mit einem Chip versehen werden. Doch man nimmt an, es sind 300’000 Tiere. Während viele Halter*Innen ihre Haustiere hegen und pflegen, und ihre kranken Katzen zum Tierarzt bringen, sind die Streuner auf sich selbst gestellt, werden weder gefüttert noch kastriert. Eine ähnliche Disbalance herrscht im Tierschutzgesetz. Während es viele Artikel zum Schutz von Hunden darin gibt, gibt es zur Hauskatze gerade mal einen. - Zwei Spezialistinnen, die die oft schwierige Situation dieser Tiere kennen, sich für eine Verbesserung der Gesetzesgrundlagen engagieren oder Kastrationsprogamme zur Milderung des Katzenelends durchführen, erzählen in dieser Episode von ihren Erfahrungen und Wünschen. Und Carla, ein 13-jähriges Mädchen aus meinem Quartier, erzählt auch über die Sonnenseite ihres Lebens mit Katzen.

Das grüne Spital

Spitäler verbrauchen viel Energie - Wärme und Elektrizität -, produzieren viel Abfall - Haushalts- und medizinische Sonderabfälle - und sie belegen viel Raum in einer Stadt. Notgedrungenermassen, denn Spitäler erbringen eine unverzichtbare Dienstleistung für die Gesellschaft. Dennoch darf und muss die Frage gestellt werden: Wie, liebe Spitäler, wie habt ihr es mit der Nachhaltigkeit? - Diese Frage ist für die Insel Gruppe AG in Bern nicht neu. Im Gegenteil, es gibt dort eine Fachstelle für Nachhaltigkeit, die eben das Klimaziel Netto Null für Treibhausgasemissionen bis 2035 in der Strategie des Spitals verankern konnte. Und es gibt einen Spitalgärtner, der viel daran setzt, dass die Insel so grün wie möglich ist und der Inselpark biodivers. - Für diese Folge habe ich mit Stefan Müller gesprochen: spannend, dass es gerade auf dem Inselareal eine Fledermauskolonie gibt, die nachts die dortigen Insekten vertilgt. Diese Tiere haben im Moment zu Unrecht nicht den besten Ruf. Und ich habe Sabine Mannes getroffen, die damals noch Co-Leiterin der Fachstelle war. Wir haben unter anderem über die Hebel für mehr Nachhaltigkeit auf dem Areal gesprochen.

Natur schützen oder Natur födern? Zu Besuch im Smaragdgebiet Oberaargau.

Im Smaragdgebiet Oberaargau werden europaweit gefährdete Arten gefördert: so etwa die Feldlerche, die sich auf intensiv bewirtschafteten Landwirtschaftsflächen nicht wohl fühlt oder die Gelbbauchunke, die vermutlich länger auf unserem Planete lebt als wir Menschen. Geographisch und politisch treffen im Oberaargau die vier Kantone Luzern, Bern, Solothurn und Aargau aufeinander. Es befinden sich dort 19 Gemeinden und mitten drin liegt die Kleinstadt Langenthal. Seit 2009 und bis heute werden dort zwei Aufwertungsprojekte durchgeführt, um u.a. die oben genannten Arten zu fördern und seit letztem Jahr wird auch das Modellvorhaben „Den Garten der Agglomeration Langenthal gemeinsaam gestalten“ durchgeführt. Damit überlappen und ergänzen sich eine Vielzahl von Projekten und Initiativen. - Doch was ist denn nun so besonders am Smaragdgebiet, das kein Naturschutzgebiet im engeren Sinne sein will? Es ist die Zusammenarbeit von Bauern mit NaturschützerInnen oder von Behörden mit engagierten BürgerInnen. Mehr noch, dass die Bauern mithelfen, trägt wesentlich zum Erfolg bei. Einige von ihnen bewirtschaften mehr als die vom Bund vorgeschriebene Fläche extensiv. So etwa Adrian Glur, Landwirt aus Roggwil und Mitglied im Vorstand des Vereins Smaragdgebiet. In dieser Episode hören wir von seinen Erfahrungen und seinem Selbstverständnis. Und wir hören von Werner Stirnimann, dem Projektleiter des Modellvorhabens, der mich durch das Smaragdgebiet chauffiert hat. Im Oberaargau gehe es weniger darum, die Natur zu schützen als vielmehr sie zu fördern, meint er. - Doch was genau ist der Unterschied?

Wir Menschen brauchen den Wald - und nicht umgekehrt

Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) ist 32% der Fläche der Schweiz bewaldet. 71% davon ist öffentlicher Wald, 29% gehört Privaten und 49% der Schweizer Waldfläche dienen dem Schutz. Doch nicht nur gegen Lawinen, Hochwasser oder Murgänge schützt der Wald. In Zeiten des Klimawandels wird überdeutlich, wie sehr wir Menschen den Wald brauchen - und nicht umgekehrt: Wie ein Staubsauger reinigt er die Luft, bindet er Wasser im Boden oder kühlt und befeuchtet er das Klima. Holz ist einer der wichtigsten Rohstoffe der Welt und die Schweizer Wälder sind von enormer Bedeutung für die Biodiversität, denn 35% aller Arten hier sind auf den Wald angewiesen. - Die Burgengemeinde Bern ist selbst Waldbesitzerin, bewirtschaftet aber auch eine grössere Waldfläche für andere BesitzerInnen (insgesamt über 4000 ha). Der hauseigene Forstbetrieb bewirtschaftet die Wälder nach festgelegten Grundsätzen und zwar im Hinblick auf die Holzproduktion, auf die Erholung der Menschen und auf den Naturschutz. In den Reservaten macht der Wald, was er will. - Für diese Episode habe ich mit dem Förstermeister Stefan Flückiger gesprochen. Es wurde ein äusserst engagiertes und spannendes Gespräch über den Wald in Zeiten des Klimawandel, über Abholzungen im Gebiet des Amazonas oder über das traditionelle und das heutige Forstwesen, das im Moment eine enorme Verantwortung für die Gesellschaft trägt.